Regionalität und Marke

 

Über Etikettenschwindel und die Wertschätzung regionaler Produkte

Ein Kunstwerk auf dem Felbertauern zur Begrüßung von Gästen in Osttirol sorgte unlängst für hitzige Diskussionen. Der mächtige und nicht ganz billige Sockel ist nämlich nicht aus heimischem Serpentinstein gefertigt, wie sich erst jetzt herausgestellt hat. Der verwendete Serpentin stammt aus der Schweiz, obwohl in Hinterbichl, kaum 25 Kilometer von dem Portal, ein Steinbruch für Serpentin besteht, dessen Qualität in Farbe und Farbbeständigkeit dem verwendeten Schweizer Stein überlegen ist.

Auf die Nachfrage, ob es sich dabei um Etikettenschwindel handle, sagte der Obmann des Tourismusverbands Osttirol, Franz Theurl: „Es macht an und für sich in der Ansicht nicht unbedingt einen Unterschied. Das erkennt der Gast ja nicht, ob das eine Platte aus Nordtirol oder Osttirol ist.“ Die Glasfachschule Kramsach habe das Stück gefertigt, es sei ein Gesamtauftrag gewesen und auch so angeboten gewesen.

Die Stellungnahme des TVB Obmannes zum „gefakten“ Begrüßungsdenkmal am Südportal des Felbertauern (http://tirol.orf.at/news/stories/2855545/) zeigt zwei Dinge: Erstens eine gewisse Respektlosigkeit dem Gast gegenüber, dem man nicht zutraut, dass er Authentisches schätzt. Zweitens die Unfähigkeit, Regionalität zu denken und zu leben.

Regionalität sowie das Wertschätzen der regionalen Produkte und Leistungen sind aber Kern jeder Marke. Die Marke verleiht einem Produkt Persönlichkeit: Je ehrlicher, authentischer, natürlicher die Elemente der Marke kommuniziert werden, desto besser deren Aufnahme durch die Empfänger. Wenn Osttirol als „Dein Berg-Tirol“ wirbt, wirbt es mit   SEINEN Bergen. Wie kann es dann „dem Gast gleich sein, woher der Stein stammt“.  Regionalität leben heißt, das, was die Region hervorbringt, was die Region hat,  stolz zu präsentieren nach dem Motto: Das sind wir!  Nicht alles ist dabei gut, aber es gilt, das Gute im Regionalen stolz zu präsentieren, das weniger Gute besser zu machen. Es geht vor allen Dingen aber überhaupt nicht, Fremdes als Regionales auszugeben, weil man es selbst nicht hat. Weniger ist oft mehr!  Menschen lieben Originäres, keine Plagiate. Bei originären, authentischen Produkten und Leistungen kann man eine  authentische Geschichte dazu erzählen. Das Eckige, Kantige verleiht eben Identität und gibt der Region  das unverwechselbare Gesicht. Etwas Fremdes aufpfropfen heißt, Identität verleugnen. Wie will man so überzeugend wirken?