Die agile Organisation

Club der Innovatoren – Workshop im Inkubator S³

Arbeit in Projektform zu organisieren ist im Bereich von Entwicklungstätigkeiten seit Jahrzehnten gängige Praxis. Das gezielte abarbeiten von Arbeitspaketen wurde und wird anhand von Wasserfall- oder Ganttdiagrammen, Meilensteinplänen geplant und visualisiert.

Das starre und lineare Wesen dieser Methoden, die Kommunikation im Entwicklungsteam sowie das Abprüfen der Nützlichkeit beim anvisierten Kunden sind gravierende Stolpersteine auf dem Weg zur funktionalen und nachgefragten Produktlösung. Flexibilität und schlanke Organisation mit eigenverantwortlichen Teams werden, wie die digitale Transformation, zur zukünftigen Überlebensfrage der Unternehmen.

Aus dieser Dysfunktion heraus entstanden im Softwarebereich neuen Projektmanagement-Methoden die sich unter Schlagwörtern wie Scrum, Agilität oder Lean subsummieren. „Agiles Projektmanagement“ hilft, komplexe Projekte durchzuführen, auch außerhalb der Software-Branche kann man sich diese Arbeitsweise zunutze machen, um vordergründig Entwicklungsprojekte erfolgreich zu gestalten. Begünstigt wird der Erfolg durch eine „agiles Mindset“, dass die Unternehmensführung unterstützt und vorlebt. Idealerweise greifen auch mit der Entwicklung vernetzte Abteilungen wie Verkauf, Marketing oder Produktion auf Agile Methoden und Denkweisen zurück. Gerade im Marketing macht das besonders Sinn, da ein zeitgemäßer Produktentwicklungsprozess den Kunden involviert und als Produkttester auch in frühen Lösungsfindungsphasen einbindet. Die Marketing- oder Verkaufsabteilung ist das Bindeglied zum Kunden und stellt den Kontakt für Feld-Tests her.

Agile Projektmanagementmethoden bauen auf Werten und Prinzipien auf, die als allgemein verständlich und nachvollziehbar angesehen werden (können), jedoch herausfordernd in der täglichen Anwendung sind. Das „Scrum Framework“ stützt sich auf folgende agile und leane Werte:

SELBSTVERPFLICHTUNG ans Team; an Qualität; an die Zusammenarbeit; zu lernen; Selbstorganisation

FOKUS aufs Wichtigste; auf das was wir wissen; auf die nahe Zukunft

OFFENHEIT darüber wie wir vorgehen wollen und was uns im Weg steht

RESPEKT für Menschen, für ihre Erfahrungen und für ihren persönlichen Hintergrund

MUT zu inspirierenden und innovativen Änderungen; Mut Informationen zu teilen, die hilfreich sind.

In der Tat erscheint ein bewusster Umgang mit diesen Werten in der täglichen Zusammenarbeit als förderlich für das Betriebsklima und Projektergebnis. Der zielgerichtete Einsatz von Scrum wird durch eine Rollenverteilung unterstützt. So gibt es in jedem Projektteam einen sogenannten Scrum-Master und einen Product-Owner, beide werden von einem Team (Entwicklungsarbeit) komplettiert. Der Scrum-Master ist für die Arbeitsmethoden und Prozesse verantwortlich, er agiert als Coach für das gesamte Team. Der Product-Owner (PO) ist Spezialist für ein Produkt oder den Markt, er gibt vor, was inhaltlich zu erarbeiten ist. Das Team ist für die Lösungsfindung und die Umsetzung zuständig.

Im Product-Backlog wird vom PO festgelegt welche User-Stories (Arbeitspakete) entwickelt werden sollen. Das Team entscheidet das machbare Ausmaß der Arbeit. In sogenannten Sprints (2-4 Wochen) wird an definierten Projekt-Features gearbeitet. Die Kommunikation wird durch tägliche 15 Minuten-Meetings aufrechterhalten. Im Sprint-rewiew werden die Ergebnisse vorgestellt und Feedback eingeholt. Verbesserungspotenzial wird dadurch sichtbar und über die Sprint-Retrospektive in das Product-Backlog zur Verfeinerung zurückgespielt.

Die Stärken und der Erfolg von agilen Methoden wie Scrum sind zusammengefasst: die Kommunikation und Selbstorganisation des Teams, die Kundenintegration im Entwicklungsprozess und die klare Rollenverteilung. Gerade für Einzelentwicklungsprojekte scheint der Ansatz prädestiniert zu sein, da in einem hohen Maße auf ändernde Ausgangssituationen reagiert werden kann.

Herzlichen Dank an Harald Wawra von Zühlke Engineering für den lehrreichen und interessanten Workshop.