Digitalisierung in produzierenden KMUs

Potenzial, Chancen und Zugänge

Die Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen in Unternehmen ist geprägt von niedrigeren und höheren Hürden. In Verwaltung und Organisation arbeiten wir mit Office-Anwendungen um Daten zu bearbeiten, zu strukturieren und abzuspeichern. In der Kommunikation helfen uns Social Media-Plattformen um Kunden, Interessierte oder zukünftige Mitarbeiter anzusprechen und in Dialog zu treten. Im Vertrieb lassen sich über E-Commerce-Lösungen direkte Absatzwege erschließen oder unter Mithilfe von vernetzten Sensoren, in z.B. einem Kühlschrank, Bestellvorgänge automatisieren. Schwerer greifbar wird Digitalisierung, wenn es um die Produktion geht. Wo fängt man an? Was macht alles Sinn?

Digitalisierung bedeutet für jedes Unternehmen etwas anderes. Zu unterschiedlich sind Betriebszwecke und Ausrichtungen. Wissens-getriebene Produktentwickler finden beispielsweise Digitalisierungsmöglichkeiten im Bereich Smarte (vernetzte) Produkte bzw. Services oder neuen datenbasierten Geschäftsmodellen. Kundengetriebene Problemlöser haben hingegen im Bereich Smarte Prozesse große Wachstumschancen. Über die verschiedenen Unternehmenstypen hinweg verbirgt sich vor allem in Backoffice-Abteilungen nach wie vor großes Digitalisierungspotenzial. Die Nutzung von Cloud-basierten Online-Diensten oder die Nutzung von grundlegenden Funktionen in Excel können zu enormen Effizienzsteigerungen führen. D.h. die Bereiche Verwaltung und Kommunikation bieten sich an, mit dem Digitalisierungsprozess zu beginnen. In einem weiteren Schritt kann das Augenmerk auf die Produktion gelegt werden. Offensichtliche und wiederkehrende Probleme sind Hinweise auf vorhandenes Digitalisierungspotenzial. Der Problemlösungsprozess verlangt nach interdisziplinärem Fachpersonal, welches abhängig von der Aufgabenstellung eingesetzt wird. Durch Kreativität und Vorstellungskraft können Lösungsvarianten entworfen und ein konkreter Bedarf formuliert werden. Im Rahmen von Digitalisierungsmaßnahmen empfiehlt sich folgende Schwerpunktsetzung in der Reihenfolge: Fokus auf Effizienz, Fokus auf Flexibilität und Fokus auf Wissen und Daten.

Gerade der Fokus auf Effizienz kann dem gegenwärtigen Facharbeitermangel z.t. Ausgleichen und auch das Produktionsvolumen eines Betriebes steigern. Sodass, z.B. Spezialisten für Installation und Inbetriebnahme freigespielt werden. Als Beispiel sei hier ein Produktionsunternehmen aus dem Holzbau beschrieben, welches im Jahr 2000 von gesamt 40 Mitarbeitern, 35 in Produktion und Montage beschäftigt hatte. Bis zum Jahr 2018 hat sich folgende Verschiebung vollzogen: bei selbem Mitarbeiterstand fertigen sechs Mitarbeiter im Werk, 12 Mitarbeiter montieren auf der Baustelle.

An den Möglichkeiten zur Umsetzung sollte es nicht scheitern. Laut Fraunhofer Austria stellen Automatisierungs-Anbieter die technischen Lösungen bereit und empfangen Nachfrager mit offenen Armen. Wie bei anderen gravierenden Eingriffen in den Betriebs-Organismus, sollte auch bei der Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen im Produktionsbereich mit ausreichenden Zeitreserven geplant werden. Der Weg zur Smart-Factory ist langfristig zu sehen, ein ROI in beispielsweise drei Jahren ist unrealistisch.

Den Bemühungen zu einer vernetzten Produktion sollte eine Digitalisierungsstrategie zugrunde liegen. Eine sich daraus ableitende Roadmap hilft bei der konsequenten Umsetzung. Die INNOS GmbH unterstützt Unternehmen bei dieser Herausforderung und analysiert anhand des Reifegradmodell Industrie 4.0 den Ist-Stand und erörtert Entwicklungsmöglichkeiten.

Das Land Tirol stellt für Digitalisierungsmaßnahmen umfangreiche Fördermöglichkeiten zur Verfügung. In Kooperation mit der Wirtschaftskammer Tirol gibt es die bewährte Beratungsförderung mit Schwerpunkt Digitalisierung. Weiters werden sogenannte Leuchtturmprojekte gefördert. Neben Unternehmen können in diesem Programm auch Privatpersonen, Genossenschaften oder Vereine einreichen. Zentrales Förderprogramm ist die „Tiroler Digitalisierungsförderung“ die mit gesamt drei Mio. Euro/Jahr budgetiert ist und bis zum Jahr 2023 läuft. Dieses Förderprogramm gliedert sich in die drei Module: Planung/Konzeption, Investitionen sowie Schulung/Qualifizierung. Die durchschnittliche Förderquote beträgt 30%. Für Beratung und Hilfestellung steht die INNOS GmbH jederzeit zur Verfügung.

Der Autor bedankt sich bei den Veranstaltern und Vortragenden des Schumbeta Forum zum Thema „Chancen der Digitalisierung in produzierenden KMUs“.

Bildquelle: Pilz GmbH & Co. KG