Kommen und Bleiben:

Vor den Vorhang geholt!

Wer schreibt die vielen Artikel auf osttirol-leben? Wer hat Einblick in unzählige Lebensgeschichten von interessanten Menschen? Am Ende der Artikel liest man meist einen Namen: Monika Hoeksema. Aber wer ist die Schreiberin, die immer im Verborgenen bleibt? Die auch bei der Kamera lieber hinter der Linse anstatt davor ist?

Mit etwas gutem Zureden haben wir es heute geschafft, sie ausnahmsweise einmal vor den Vorhang zu holen.  Sie ist wirklich ein Paradebeispiel für jene Gruppe von Personen, die Osttirol als „zweite Heimat“ gewählt hat.

Monika ist keine gebürtige Osttirolerin, sondern eine, wie man so schön sagt „Zuagraste“. Ihre berufliche Heimat ist der Journalismus und als Reisejournalistin hat sie viel von der Welt gesehen. Geboren und aufgewachsen in München, gelebt in Frankreich und Norddeutschland, immer wieder unterwegs, auf der Suche nach spannenden Geschichten, interessanten Orten und immer neuen Aufgaben – um dann schlussendlich hier so richtig anzukommen.

Von der großen Welt ins kleine Osttirol – wie kommt man auf diese Idee?

Monika schmunzelt: Eigentlich sind die Grundstückspreise im Münchner Süden schuld. Und die Sehnsucht nach den Bergen. Wir waren auf der Suche nach einem kleinen Haus, und im Internet haben wir dann unser Traumhaus gesehen. Ein kleines, feines Haus in einem Osttiroler Tal. Das Traumhaus in Kombination mit meinem Traum von den Bergen. Die Vorstellung auf 1.600 m Seehöhe wohnen zu können und trotzdem eine bessere Internetverbindung zu haben als an den meisten Orten in Deutschland – da mussten wir einfach zuschlagen.

Einerseits die Traumkombination, andererseits hatte das Ganze auch etwas von einer „Katze-im-Sack“-kaufen. Wie oft warst du vorher in Osttirol?

Lacht … noch nie – ich habe Osttirol vorher überhaupt nicht gekannt. Klar, als Münchnerin ist man viel in Österreich unterwegs, egal ob im Winter zum Schifahren oder um im Sommer einen Aufenthalt an einem der schönen Seen zu genießen. Meine Eltern haben sich sogar am Wörthersee kennengelernt.  Aber Osttirol, das hatte ich nie wirklich am Radar. Diese Region war für mich einfach komplett neu.

Wie war dein Start hier?

Eigentlich absolut unkompliziert. Ich hab halt das gemacht, was gerade anstand. Ok, rückblickend fällt mir ein, dass die NOVA etwas ganz Neues war. Dass ich ein Auto von Deutschland nach Österreich quasi „importieren“ muss, das hab ich vorher noch nie gehört. Ja, und dass es nur eine Krankenkasse für Alle gibt, das war für mich ebenfalls neu. Ich bin selbstständig und auch da war die Bürokratie sehr überschaubar. Ich habe mich allerdings von Anfang an auf einen kompetenten Steuerberater vor Ort verlassen, und das würde ich auch jedem Neuankömmling empfehlen.

Rückblickend gesehen gab es keine Hürden und alle Amtswege waren rasch erledigt. Es wird einem hier rasch und unkompliziert geholfen, es fällt auf, dass die Menschen freundlich und hilfsbereit sind.

Wie ist es dir ergangen, als Selbstständige in Osttirol Fuß zu fassen? Wie war dein Anfang?

Ich habe damals für deutsche Unternehmen gearbeitet und das tue ich auch immer noch. Das gibt einem auch eine gewisse Sicherheit, wenn man den Job zum neuen Wohnort einfach mitnehmen kann. Und es gibt einem auch mehr Zeit sich beruflich zu integrieren. Schrittweise ergibt dann das eine das andere. Ich habe angefangen, ein kleines Magazin herauszugeben und dadurch kam der Kontakt zum Tourismusverband, später dann zur INNOS und so weiter. Mittlerweile habe ich einen sehr guten Überblick und habe mir ein Netzwerk aufgebaut.

Hast du abseits deines Jobs auch Freizeit, um das Leben hier zu genießen?

Natürlich, ich gehe wandern, ich gehe Schifahren, Langlaufen, in der kommenden Saison möchte ich mit Tourenschi beginnen. Ich geh frühmorgens, wenn es irgendwie möglich ist, gerne Schwimmen im Tristacher See. Ich fahr aber auch spontan mal nach Italien oder zum Millstätter See.

Ich denke, ich mach das, was die Osttiroler auch tun, ich integriere das, was es gibt an Natur und Möglichkeiten in meinen Alltag. Ja, und genau das ist es, was wirklich sexy ist. Es gibt hier das Komplettpaket.

Ist das Leben in Osttirol so wie du es dir vorgestellt hast?

Ich hatte ja keine bestimmten Vorstellungen. Aber hier gibt es sehr oft Momente, da halte ich einfach inne, höre auf die Glocken der Kirchen, ich sehe die Wiesen und Weiden in Kombination mit den schneebedeckten Berggipfeln – und dann wird mir jedes Mal aufs Neue bewusst: Es ist mein neues Zuhause.

Wieviel Heimat ist Osttirol mittlerweile für dich?

Sehr viel Heimat – das merke ich, wenn ich ein paar Tage wirklich weg war, beispielsweise in Salzburg oder München. Wenn ich dann Richtung Felbertauern fahre – das fühlt sich schon sehr gut an. Für mich ist das mittlerweile wie nach Hause kommen.

Gibt es überhaupt etwas, das du hier vermisst?

Ich habe genau das, was ich mir gewünscht und erhofft habe. Und wenn ich mal thailändisch oder syrisch Essen mag, fahre ich halt weg. Aber ehrlich gesagt, wenn es das auch noch gäbe, dann wäre es ja perfekt.

Auf meine letzte Frage, ob Monika gekommen ist, um zu bleiben, höre ich einfach nur ein überzeugtes „JA“, begleitet von Augen, die beim Erzählen – nein, man kann schon sagen „Schwärmen“ von ihrer neuen Heimat Osttirol – nur so strahlen.

 

Text und Foto: Karin Ibovnik, 15.3.2022