BERGER AUTOMATION GMBH

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Vom Instandhalter zum Unternehmer für Sondermaschinen

Michael Berger liebte von Kindheit an Maschinen – er zerlegte, reparierte, brachte instand, was andere wegschmissen. So absolvierte er die Fachschule für Metallberufe, um zunächst bei Liebherr in Lienz in der Abteilung für Instandhaltung, Sicherheit und Sondermaschinenbau den Maschinenpark zu pflegen und Sondermaschinen für die Zuführung zu Stanzmaschinen zu bauen. Der „Angestellte Berger“ wollte mehr, absolvierte den Meisterkurs mit Bravour, lernte Unternehmer und machte sich 2007 selbstständig, gründete eine GmbH mit einem Partner und konstruierte die ersten Sondermaschinen, zunächst für Unternehmen in der Region.

Bild: Berger Automation GmbH

Sondermaschinen mit Automatisierungseffekt

„Eine der ersten Maschinen, die wir bauten“, so Michael Berger, „war eine automatische Leimauftragsmaschine für die Holzroste in den Liebherr-Weinschränken, die ein Osttiroler Unternehmen als Zulieferer baute. Diese Arbeit machten zwei Leute mit einer Schablone, mit unserer Maschine machte ein Mann das Doppelte wie vorher zwei.“

Aus diesem und den anderen Folgeaufträgen entsprang das Leitbild der heute Berger Automation benannten Unternehmung, die 18 hochspezialisierte Maschinenbauer und Elektroniker beschäftigt. „Wir bauen Maschinen, die stupide, repetitive menschliche Arbeit durch Maschinenarbeit ersetzen, genauer und konstanter sind wie die des „Störfaktors“ Mensch, oder wir bauen Einrichtungen, die dem Arbeitsfaktor Mensch hilft, weniger störanfällig, nicht müde zu sein, um perfekte Leistungen abzurufen“, so Berger.
2009 folgte eine Sondermaschine für ein deutsches Unternehmen, das

Dekorleisten herstellt und auf der Suche nach einer „Verpackungsmaschine“ war. Leichte, aus einer Art Styropor im Endlosband gefertigte Leisten sollten mit einer fliegenden Säge geschnitten und in einem Viereckkarton automatisch verpackt werden. Die meisten Maschinenhersteller gaben auf: Die dünnen Leisten, relativ warm aus dem Extruder kommend, waren wie ungarische Säbel gebogen, das Einfädeln in die Kartone nur über konstante Führung möglich. Die 58 verschiedenen Typen und Formen in drei Längen kamen als Erschwernis hinzu. Berger meisterte dies: Dem 2008 gebauten Prototypen folgten nach sechsmonatiger „Probezeit“ zwei Linien, die heute in der Fabrik der Unternehmensgruppe SAARPOR in Neunkirchen (Saarland) stehen, zwei weitere sollen in Zukunft folgen. Dieses komplizierte Einfädeln von langen Leisten führte zu Aufträgen in einer anderen Branche: Skihersteller versenden ihre Skis in Transportboxen. Mit Bergers Automatisierungs- und Verpackungstechnik schneller und mit mehr Stück pro LKW.

“JEDE MASCHINE IST EINE NEUE ENTWICKLUNG”

-Michael BERGER

Wendestationen für die Holzverarbeitung

Neben automatischen Bohr- und Schraubstationen, Bearbeitungsanlagen für Wellen aus Stahl und Titan, automatischen Schalungssystemen für Aufzugsschächte und Tunnelbau, Messmodulen für den Tunnelbau, die alle mehr Qualität durch höhere Präzision, höhere Produktivität, ergonomisches Arbeiten zum Zweck haben, erarbeitete sich Berger Kompetenz in der Zuführung von Werkstücken in der Holzindustrie. Wendestationen nennt es Berger. Es sind dies automatisierte Einrichtungen, die Holzplatten präzise und winkelgenau einer Bearbeitungsmaschine – Kantenschleifmaschine oder Dekorleimmaschine – zuführen und nach dem ersten Durchlauf den selben Vorgang durchlaufen, nur auf der anderen, rechten oder linken, Seite. Die Holzplatten, egal ob Arbeitsplatten, Leisten, Türblätter, Bodenleisten, wurden vorher auf zwei Seiten gefräst, beklebt, zusammengeleimt oder sonst wie bearbeitet.

„Früher stand beim Einlauf ein Mann, der zuführte, und ein zweiter am Ende der Bearbeitungsstrecke, der das Material umdrehte und zurückschickte, um die zweite Seite zu bearbeiten. Wir wenden automatisch und bringen das Werkstück zurück. Heute arbeiten wir an einer mannlosen Wendestation“, so Berger.
Dabei werden die Bauteile automatisch erkannt, Größe und Bearbeitungsvorgang über den Barcode der Maschine übermittelt, die sich automatisch einstellt.

Mittlerweile sind es mehr als zehn solcher Wendestationen, die in Deutschland, Südtirol, Österreich, Finnland oder Serbien im Einsatz sind.

Innovationsprozess – der Kunde, der „Prozess-Owner“ ist Anstoßgeber und Partner

So entsteht nach vielleicht 14 Tagen, drei Wochen ein Konzept, eine Skizze, ein Problemlösungsvorschlag. Den besprechen wir mit dem Kunden, wobei der Arbeiter vor Ort der ‚Ausschlaggebende‘ ist – dann bauen wir einen Prototyp.“ Wie kommt Berger zu solchen Problemlösungen? „Den Anstoß gibt immer der Kunde, der in seiner Produktion einen Engpass oder ein Qualitätsproblem sieht. Da es meist eine Vielfalt an unterschiedlichen Maschinen und Anforderungen gibt, sind keine Lösungen von der Stange erhältlich oder nicht geeignet. Dann kommt der Kunde zu uns. Ich besuche den Betrieb, schaue mir den entsprechenden Prozess einen halben oder dreiviertel Tag an, jeden Handgriff, jeden Bearbeitungsschritt, frage nach, worauf es ankommt, wo der Mensch mit „Tricks“ und seiner Erfahrung eingreifen muss, um das richtige Ergebnis zu erzielen. Dann denken wir gemeinsam nach, wie man jeden Schritt automatisieren könnte, dann vereinigen wir die Einzelschritte.

So beschreibt Berger seinen Innovationsprozess. Kundenorientiert, wie es Sinn macht. „Jede Maschine“, so Berger, „ist eine neue Entwicklung. Zwar hat man Module, die einsetzbar sind, aber Plattengröße, Gewicht, unterschiedliche Maschinenkonzepte und -steuerungen machen eine Neukonstruktion erforderlich.“ Jeder Auftrag eine Innovation!

Seinen Erfolg sieht Berger in dieser kundenorientierten Art, Problemlösungen zu finden, und in der Beherrschung der Softwareprogrammierung für die Steuerung. Damit kann er Scannerlinien, Datenbanken oder Bauteileerkennung über Kameras selbst zusammenbauen und steuern sowie unterschiedliche Vernetzungen programmieren. „Ohne dieses Know-how“, so Berger, „ist man heute, wo ‚die Maschinen erwachsen werden und miteinander kommunizieren‘ nicht mehr erfolgreich.“

Berger Automation GmbH ist einer von vielen “heimlichen Innovatoren” in Osttirol. Weitere Unternehmer und Innovationen finden Sie in unserem Buch “Innovatoren am Land”, erhältlich bei der INNOS GmbH oder in der Buchhandlung Tyrolia.

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