Das achte Gebot gilt auch in Osttirol

In einer Auflage von insgesamt 5.000 Stück gab der Verein „Velatum“ letzte Woche einen „Kulturradführer“ für das Pustertal und für das Iseltal heraus. Das Druckwerk ist in deutscher und italienischer Sprache erschienen und betrachtet die kulturellen Besonderheiten Südtirols und Osttirols. Autor Oswald Stimpfl gibt auch Ausflugstipps und erzählt Geschichten aus der Region zwischen Dolomiten und Hohen Tauern.

Herausgeber ist der Verein „Velatum“, die Finanzierung des 18.000 Euro teuren Druckwerkes übernahm die Innos GmbH. Das war aber gar nicht so geplant. Denn ursprünglich sollte der Kulturradführer vom Tourismusverband Osttirol als Interreg-Projekt eingereicht und herausgegeben werden.

WAS LAUT MEDIENBERICHT GESCHAH

Und prompt titelte anlässlich des Pressegesprächs zur Buchpräsentation ein lokales Medium: „Wirbel um einen neuen Radführer“. Der Artikel geht weniger auf den Kulturradführer per se ein, sondern widmet sich ausführlich dem Konflikt zwischen mir und dem Obmann des Tourismusverbandes Osttirol, Franz Theurl, in Sachen Projektträgerschaft und Projektfinanzierung.

Hier ist der Link zur E-Zeitschrift

WAS TATSÄCHLICH GESCHAH

Richtig ist, dass Franz Theurl und ich vermutlich keine dicken Freunde mehr werden. Falsch ist dagegen, dass er – wie in dem Artikel beschrieben – keine Antwort auf die signalisierte Bereitschaft zu einem persönlichen Gespräch erhielt. Ein Termin für ein persönliches Gespräch war kurzfristig nicht zu vereinbaren. Auf die Frage Franz Theurls, ob ein Termin auch eine Woche später möglich sei, bestätigte ich nochmals meine Gesprächsbereitschaft und antwortete, ich sei die ganze, von ihm vorgeschlagene Kalenderwoche gesprächsbereit und für ihn erreichbar. Weder in der Woche, die für ein persönliches Gespräch ins Auge gefasst worden war, noch danach erhielt ich von Herrn Theurl eine Rückantwort. Ein Kommunikationsmissverständnis, könnte man meinen. Wenn’s nur so einfach wäre!

UND DIE MORAL VON DER GESCHICHT

Die mediale Darstellung kann ich so nun nicht im Raum stehen lassen. Ob der Sachverhalt von Herrn Theurl gegenüber dem Journalisten unvollständig geschildert oder der Sachverhalt vom Journalisten unvollständig wiedergegeben wurde, vermag ich nicht zu beurteilen. Fest steht aber, dass projektbezogene Abläufe zum Kulturradführer Pustertal – Iseltal in der Öffentlichkeit de facto unvollständig dargestellt sind.

Ein Außenstehender mag das für eine Provinzposse halten, über die es sich nicht aufzuregen lohnt. Einheimische zucken mit einem wissenden Lächeln die Schultern: So ist er halt, der Franz, sagen sie. Mich selbst regt dieses Szenario trotzdem auf. Bedenklich finde ich, dass der Stil Donald Trumps – nämlich sich das Weltbild nach eigenem Gutdünken zurecht zu biegen und falsche Behauptungen in Umlauf zu bringen – im Tourismusverband schon vor vielen Jahren Einzug gehalten hat. Bedenklich finde ich ebenso, dass sich Herr Osttiroler und Frau Osttirolerin mit der Unzuverlässigkeit und Beliebigkeit des Tourismusverbandes längst als Status quo abgefunden haben. Und bedenklich finde ich es abschließend, dass ein Produkt, dass bei vielen radbegeisterten Leserinnen und Lesern großen Anklang findet, durch diese Diskussion im Hintergrund zu stehen scheint.

Es gibt nichts Langweiligeres als die Nachrichten von gestern, so sagt man. Das hat was Wahres. Der geneigte Leser möge sich als ergänzende Lektüre die verlinkte E-Mail Korrespondenz bzw. einen Artikel der Tiroler Tageszeitung mit dem Titel „Bikestar als Testimonial für Saalbach: Hickhack um vertane Werbechance“ zu Gemüte führen und sich selbst ein Bild über den Arbeits- und Kommunikationsstil im Tourismusverband Osttirol zu machen.

„Eine Lüge ist wie ein Schneeball: Je länger man ihn wälzt, desto größer wird er. “

Martin Luther

Titelfoto: Durst Phototechnik AG